Kapitel 1: Gejagt

"Tyvis? Bist du noch da?" Die Stimme die dies sagte dröhnte im Ohr des Jungen wie ein Geist. Es war aber kein Geist, eine Freundin sprach durch einen In-ear-Kommunikator mit ihm. "Stirb mir nicht weg okay?" Führte die weibliche Stimme fort. Der Junge öffnete langsam die Augen und krallte sich an den Bauch. Es brannte grauenhaft, der Blasterschuss der ihn gestreift hatte zerschmorrte ihm das fleisch, glücklicherweise war es wirklich nur eine leichte streifung sonst wäre er wohl tot. Er betrachtete die Hand an welcher schmauchspuren seines verbrannten fleisches klebten. Wieso war er in diesem Moment hier? Warum war er nicht wie andere in seinem Alter irgendwo in einer Bar oder in einem Raumhafen als Aushilfe tätig? War es Sinn und zweck dass er Genau an diesem Ort sterben musste? Angelehnt an einem defekten Gleiter, mitten in der Pampa? Nur etwa fünfzig Killometer von seiner Fluchtmöglichkeit entfernt? Das konnte nicht sein. Das wollte er einfach nicht akzeptieren. "Tyvis?" Wiederholte die weibliche Stimme in seinem Ohr. Allmählich wirkte sie beunruihgt. Er fasste sich ans Ohr und richtete sich schwerfällig und keuchend auf. "Ich... Wurde angeschossen. Meine verfolger.." Er keuchte wieder, die schmerzen die er litt waren unvorstellbar. Normalerweise hatte er für so eine situation ein Notfallkolto dabei, aber er war auf der Flucht und hatte seine Reccoursen aufgebraucht. "Meine Verfolger sind.. Ausgeschaltet. Aber ich habe keine.. Munition mehr. Ausserdem ist mein Gleiter schwer beschädigt." Er hüstelte leise. "Ich werde es nicht schaffen." In seinem Ohr hörte er schusswechsel und das zerbröckeln von Gestein "Geh weiter Tyvis! Geh zu Fuss!." Die Frau am anderen Ende schluchzte leise. "Du musst überleben hörst du kleiner?" Tyvis Schloss die augen und kurz kullerte eine Träne seine Wange herab. "Wo bist du? Wo sind die anderen?" "Ich bin in irgend einem Untergrund nahe vom Unterschlupf. Ich sitze in der Zange." Wieder ertönten einige schüsse und ein männlicher schmerzschrei dröhnte durch das In-Ear. "Ich halte mich gut, aber meine Munition ist auch bald leer geschossen.. Cleo und Cory sind tot, zu den anderen habe ich keine Verbindung mehr." Da meldete sich eine dritte Stimme, die eines anderen Jungen. "Ich bin auch noch da." Die stimme war sehr leise, nur ein flüstern, doch Tyvis und das Mädchen erkannten sie sofort. "Mateo!" Schoss es aus ihren Mündern! Die stimme von besagtem Mateo drang wieder durch. "Ja.. Tyvis ich sehe dich.. Ich bin gleich bei dir. Wirst du es schaffen Kiara?" Die Frau feuerte einige schüsse ab und meinte mit rhuiger stimme: "Nein... Aber ihr könnt es schaffen. Ich halte so lange durch wie ich kann." Tyvis sah den anderen jungen bereits die Strasse entlang kommen, in einigen ziemlich teuren Stoffen gekleidet, wohl war er frisch von einem Auftrag gekommen, der nun durch die zerschlagung durch die Cor-Secs unsanft unterbrochen wurde. Er stellte sich vor Tyvis auf und hielt ihm die Hand hin um ihm auf zu helfen. Tyvis ergriff sie und richtete sich schwerfällig und angestrengt nach luft japsend auf. "Du.. Hast nicht zufällig Koltospritzen dabei?" Mateo schüttelte den kopf. "Ich war nicht darauf eingestellt das wir heute alle gejagt werden.. Komm, nahe wartet ein Raumschiff auf uns, das bringt uns hier raus." Mateo wollte schon los stapfen als tyvis ihn am Arm packte. "warte!... Was ist mit Kiara? Wir.." Kurz verzog er wieder das Gesicht vor schmerz. "Wir müssen ihr helfen!" Kiara wiederholte sich nun mit ziemlich drängendem ton in der stimme. "Tyvis, wenn ihr nicht schnell macht stiirbst du! Du musst behandelt werden! Ich bin hier in einer Höhle irgendwo beim Stützpunkt. Wenn mich die Cor-Secs nicht erwischen, dann die Selonianer die in mir einen eindringling sehen.. Rettet euch man!" Mateo stimmte ihr nickend zu. "Du hast sie gehört. Selbst wenn wir wüssten wo sie ist, würden wir es nicht rechtzeitig schaffen." Mateo war schon immer ein Züniker.. Seid Tyvis ihn kannte. Aber es war überhaupt schon ein Wunder dass sie noch lebten nun da die Cor-Sec ihnen auf den Fersen war. Tyvis musste einsehen, dass es keinen anderen Weg gab. Er sank den Kopf und nickte matt. "Gehen wir."



Kaum sprach er diesen Satz erklangen bereits schrille Sirenen und ein Cor-Sec-Gleiter näherte sich ihnen und schon donnerten schüsse über die Köpfe der beiden jungen hinweg, sie konnten sich geradewegs noch zu boden werfen und hinter dem rauchenden, zerbeulten Gleiter Deckung suchen. "Bleib unten!" brüllte Mateo und schnappte seinen Blaster der am Gürtel hing. Er feuerte aus der Deckung heraus auf die Cor-Secs welche sich ebenfalls hinter ihrem Gleiter verschanzten. Tyvis krallte ebenso nach seinem Blaster und versuchte sich aufzurichten um Mateo Unterstützungsfeuer zu geben, dieser drückte ihn aber mit der freien hand an den schultern zu boden und zischte: "Was an unten bleiben verstehst du nicht?" Tyvis erwiderte: "Ich werde dich nicht im Stich lassen.. Nicht dich auch noch." Mateo traf einen der Secs und ging wieder in volle Deckung, beinahe hätte ein Blasterschuss ihn genau in der rechten schläfe getroffen, das rechte ohr musste wohl ein ziemlich lautes pfeiffen hören, doch Mateo schien das auszublenden und sich eher sorgen um Tyvis Wohl machen. Er blickte sich hastig um und sah von der anderen seite wieder zwei Cor-Sec-Gleiter mit blinklicht und Sirene anrücken. Er machte einen Abhang aus, nur ein paar schritte entfernt, der direkt zum strand führte. Er packte Tyvis an der Jacke und zerrte ihn mit sich, dann schubste er ihn mit den worten: "Geh ich halte sie auf!" hinab und Tyvis purzelte über den Sand bis er zum erliegen kam. Er wollte sich wehren, er wollte da bleiben! Er hasste die Vorstellung seine Freunde im Stich zu lassen. Er sah hinauf zu Mateo welcher sich weiterhin heftigen Schusswechsel mit den Secs lieferte und einen nach dem anderen nieder schoss. Jemand aussenstehendes wäre sicher sprachlos gewesen bei dem Bild eines gerade mal vierzehn oder fünfzehn jährigen jungen der sich gegen drei Gesetzeshüter verteidigte. Doch die Ausbildung und den Drill den diese Kids erhalten hatten, war nicht grundlos. Man hatte mit ihnen grosse Pläne. Zumindest sagte man ihnen das. Doch die Secs die von hinten anrückten schossen gnadenlos in den rücken des jungen. Zwei schüsse bohrten sich tief in das Kind hinein. Er schrie auf und wirbelte herum während er gegen den Gleiter prallte. Mateo hielt sich noch halbwegs auf den Beinen indem er sich mit der schulter gegen den Gleiter stemmte, das Gesicht schmerzverzogen. Er schoss dann in die andere richtung in der Hoffnung einen der Angreifer zu treffen, doch ein weiterer schuss traf ihn von der ersten Sec-Gruppe genau in die rechte schulter. Wieder schrie er auf und knirschte die Zähne zusammen. Mit letzter kraft und Trotz feuerte er einen letzten schuss auf die gegenrichtung ab, viel jedoch zeitgleich zu boden und sakte auf die knie. Die Cor-Sec-Streitkräfte umzingelten Mateo. Er zog mit allerletzter Kraft eine Thermalgranate und warf tyvis einen letzten verabschiedenden Blick zu. Tyvis riss den Mund auf und wollte Mateo zurufen, doch da knallte es schon ohrenbetäubend und er sah Mateo, zusammen mit den Cor-Sec-Streitkräften und den Gleitern in Feuer aufgehen.


Tyvis erstarrte und wurde leichenblass. Mateo hatte sich geopfert damit er überleben konnte. "Leute was ist da passiert?" Erkundigte sich Kiara über In-Ear wieder. "Er... Hat mich gerettet." Kam es leise von ihm als antwort. Er starrte in die lodernden Flammen und sass fassungslos im Sand. Kiara sagte nichts. Sie musste sich auch auf den Kampf konzentrieren, der bei ihr statt fand. Doch wohl trauerte sie auch, jedenfalls war ihr schweigen ein Indiz dafür. Doch nach einer weile sprach sie wieder während gut hörbar war wie sie Nachlud. "Wo bist du Tyvis?" "An irgend einem Strand.." Antwortete er wieder, immernoch schockiert über die Szene die sich ihm bot. "Worauf wartest du? Geh los! Geh!" Sie atmete tief durch. "Sein Opfer war umsonst wenn du krepierst.. Tyvis ich bitte dich!" Die stimme von ihr klang verzweifelt, doch Tyvis musste ihr zustimmen. Er nickte matt und richtete sich wieder schwerfällig auf.
Dann schritt er voran. Langsam und hinkend. Der Regen schüttete sich über ihm aus und er stapfte mit durchnäster kleidung durch den Sand. Er hielt sich den Bauch fest und blickte ohne ein wirkliches Ziel nach vorne. Er errinerte sich an alles!
Sein Leben zog an ihm vorbei wie in einem Holofilm! Die auflösung seines Waisenheims, die Monate auf der Strasse und dann seine Entführung und die Zeit seiner Ausbildung. Er erinnerte sich an jeden einzelnen teil, das Gesicht des republikanischen Ex-Seargents der ihn von der Strasse holte und die harten Trainingslektionen der ehemaligen Imperialen Spionin. Die beiden hatten unter der Führung eines anonymen Auftraggebers Kinder entführt um sie in einer versteckten Basis als Attentäter und Spione auszubilden. Eine raffinierte Sache. Sie behaupteten Coronet wieder "sauber" zu machen und von korruption zu befreien. Doch diese leute wollten nur geld und Macht. Sie waren eine art Agentur für auftragsmorde und Tyvis wurde zusammen mit seinen zehn gefährten verkauft wie wandelnde Waffen. Das die Killer alle noch Kinder waren störte die Auftraggeber natürlich nicht. Im gegenteil, die Cor-Sec stiess bei ihren ermittlungen immer wieder an ihre Grenzen. Wer erwartete schon hinter dem unschuldigen Gesicht eines Kindes einen potentiellen Attentäter?


Lange Zeit glaubte Tyvis für eine gute Sache zu kämpfen. Er hatte keine Familie und kein Waisenheim mehr, er war ein niemand. Die Leute die die Kinder ausbildeten gaben ihm ein Zuhause und eine sinnvolle Aufgabe. Dachte er zumindest. Doch er lernte nach den sieben jahren als Attentäter die Wahrheit kennen. Ein Partner von Tyvis hatte gesehen wie die beiden Ausbilder mit einem verhüllten kommunizierten, der davon sprach die Attentätergruppe ausbauen zu wollen und Corellias Industrie so langsam von innen heraus zu schädigen und zu behindern, indem wichtige und einflussreiche Personen auf die Abschussliste geraten wären. Ein grosses Ziel war es auf jedenfall aber ein schlechtes. Wer auch immer die Fäden in der Hand hielt, wollte Corellias gesamten Markt an Industrie vernichten und da war es egal wie sehr dieses Vorhaben Corellia zerstört hätte. Auch wenn Corellia so um Jahrzente der Entwicklung zurückgeworfen worden wäre und der grösste Teil der Bevölkerung in Armut versunken wäre, so hätte der Strippenzieher sein Ziel erreicht. Tyvis Partner hatte der Cor-Sec die Informationen anonym zugespielt und die Cor-Sec riss dem projekt "Wirtschaftswandel" Jahre vor dessen Verwirklichung die Füsse aus. Doch nun waren Tyvis und seine Partner Staatsfeinde und wurden wie tiere gejagt. Das ganze wurde natürlich runter gespielt und nicht in den öffentlichen Medien bekannt gegeben, Cor-Secs die auf Kinder schossen waren gefundenes Fressen um die Regierung wieder in ein schlechtes Licht zu rücken.


"Tyvis?" Drängte Kiaras Stimme wieder durch sein In-Ear. Tyvis machte an einer Palme halt und stemmte sich mit der freien hand daran ab um nicht um zu kippen. Er horchte auf als sie sprach. Atmen ging nur sehr schwer bei ihm und er war nicht mehr ganz bei bewusstsein. Doch er stand noch "Tyvis.. Mich hats erwischt.." Meinte sie röchelnd. Da riss er die Augen auf und er war wieder Hellwach. "Nein.." Entkam es ihm fast tonlos. Nicht sie auch noch! Er hatte eben erst einen Freund verloren, den Tod einer weiteren Freundin konnte er nicht verkraften. "Wenn du es schaffst zu fliehen, bitte Lebe! Hörst du?" Sie begann wieder leise zu schluchzen. "Einer von uns muss überleben, Bitte!" Da erklangen zwei weitere schüsse und sie schrie schmerzerfüllt auf, ehe sie verstummte. Tyvis Augen wurden wässerig und er sakte auf die Knie. War er der letzte überlebende? Er musste an jedes Mitglied seines Teams denken. An jeden moment mit ihnen. Es war für ihn wie eine Familie. Das war seine Schwäche. Jemand in seinem "Beruf" musste gefühle zu personen auf ein Minimum beschränken, denn der Tod war einfach zu sicher. Die Welt drehte sich um ihn und er senkte den kopf. "Ruhe in Frieden, Kiara." Murmelte er vor sich hin. Er war total erschöpft und konnte so nicht weiter gehen. Er war allmählich müde und entschloss sich einen Moment aus zu ruhen. Er würde nur eine kurze zeit Weilen und dann wieder vorwärts maschieren, denn es war der letzte Wille seiner Freunde dass er überlebt. Er lehnte sich mit dem Rücken an den Baum und schloss seine Augen. Die Hand an den brennenden Bauch gedrückt und die Beine angewinkelt.
Der kopf begann langsam hinab zu sinken und die Hand am bauch lockerte sich ebenso etwas, ehe er dann langsam einschlief.