Die Geschichte eines Projekts was nun Geschichte ist.


-= Meine Gedanken über ein Jahr als Gildenleitung =-
(was nicht ohne klare Worte geht, und einfach mal raus muss!)




Vorwort

Irgendwie hat ja fast jeder Dritte hier gefühlt schon mal den Versuch eines eigenen Projektes gestartet, und die meisten davon haben auch das Ende miterlebt, ob nun durch Streit, Inaktivität, RL oder ähnliches. Als Gildenleitung steckt man viel Energie und Herzblut in den Versuch, das Spiel für sich und andere lebendig zu halten, und wenn es scheitert gilt die Gildenleitung dann oft als Hauptgrund. Ich werde hier einfach mal meine Erfahrungen niederschreiben die ich als Gildenleitung erfahren musste, die guten und die schlechten, und hoffe, das besonders diejenigen, die jammern, das das Spiel zugrunde geht, mal einen Blick in den Spiegel werfen.



Als meine Rattataki nach Nar Shadda vor einem Jahr kam hatte sie schon ein paar Jahre auf den Buckel, war auf Dromund in ein Sith-RP eingebunden als kleine Folterknechtin (oder wie nennt man die weibliche Bezeichnung von Folterknecht?), doch da das RP durch Inaktivität mehrerer Leute nach und nach ausstarb stand ich nun da und wollte für meinen Char einen Neustart versuchen. Also Koffer gepackt, mit einer Hintergrundstory ab nach Nar Shaddaa und einfach mal sehen was passiert.
Die Hintergrundstory von Eissi war recht simpel: Sie wurde von ihrer (inaktiven) Herrschaft mit einem Koffer voller Geld nach Nar geschickt um dort einen Sklavenhandel aufzubauen. Gesagt, getan. Die kaum genutzte Narfestung wurde umgebaut, und man ging Abend für Abend ins Slice, und knüpfte die ersten Kontakte.
Fragte jemand im RP was sie denn beruflich macht konnte ich auf diese kleine Hintergrundstory pochen, doch selbst Wochen bevor ich den ersten Spielersklaven in mein RP einbinden konnte gab es schon einige Anfeindungen, meistens ooc, wenn ich nur das Wort "Sklaverei" im Chat tippte.
Ist Sklaverei auf Nar Shadda nicht so normal wie Löcher in den Socken? So dachte ich zumindest, und ging wohl davon aus, das sich die Spieler in das RP-Umfeld einleben indem sie ihre Chars bespielen. Naja, wohl falsch gedacht. Die Ignoreliste wuchs im selben Ausmaß wie die Friendlist, doch schließlich wuchs das soziale Umfeld meiner kleinen Rattataki doch noch trotz ihrer Hintergrundstory, und man traf nach und nach auf Spieler die sich auch für das Thema Sklaverei interessierten und es, so wie ich, als Spielelement vom echten Leben trennen konnten.
Im kleinen Kreis erlebte man anfangs kleine Abenteuer (Plots) die noch nicht viel mit Sklaven an sich zu tun hatten, und ich dachte, meine kleine Rattataki hat endlich ein neues Zuhause gefunden.


Doch dann wurde aus der Hintergrundstory mehr, erst kleine Sklavenauktionen für andere Spieler, dann Gildengründung, und ein reger Zulauf an Interessierten.
Gut, dachte ich mir, wenn sich auch andere dafür interessieren kann ich aus der Hintergrundstory ja ein Konzept ausarbeiten und einfach mal sehen, wohin das führt.
Ich schaute mir also mehrere Filme und Serien zum Thema Sklaverei an, darunter z.B. Spartakus, Django (Tarantino), the Handmaids Tale und einige andere, und versuchte mir das beste daraus rauszufischen und einen RP-Rahmen zu konstruieren indem auch andere Chars existieren und aufblühen konnten. Ob nun als Sklave, Sklavenjäger, Aufseher oder was auch immer in einem Betrieb so gebraucht wurde war als Rolle möglich und wurde auch nach und nach besetzt.
Und genau ab hier ging es bergab, obwohl es aussah als würde das Projekt aufblühen.
Denn das Projekt krankte von Anfang an an einem Phänomen was mir so bisher in noch keinem anderen Spiel vorgekommen war, und ich spiele RP schon seid mindestens 20 Jahren, meistens online: Die Spieler selbst!


Der normale Ablauf war das ich erst mit jedem Neuling sein Charkonzept durchgekaut habe, daraufhin folgte ein Einstellungs-RP für Mitarbeiter (wie bei einem Arbeitgeber im RL), bzw das RP wie ich den Sklaven kaufe/einfange/whatever, und die Gildenliste füllte sich so langsam. So aber auch mein Terminplan fürs RP, und die Arbeit mit der ganzen OOC-Organisation (Werbung, Fragen beantworten, Plots, RP und Absprachen mit anderen Projekten etc) und nach wenigen Wochen artete das ganze schon in Arbeit aus. Was ich die erste Zeit aber gerne und mit Spaß machen konnte.
Doch dann kam es immer häufiger vor das Spieler in die Gilde kamen, die ich persönlich als "RP-Schmarotzer" bezeichne. Man hat stundenlang RP mit ihnen, um sie in den Betrieb einzuführen, doch plötzlich tauchen sie nicht mehr auf. Wie sich herausstellte waren viele noch in Dutzend anderen Projekten mit zig Chars und loggten wohl immer dahin wo gerade am meisten los ist und blieben bei den anderen Projekten dann halt einfach eine Karteileiche und schauten nur mal rein wenn woanders gerade nichts los war. Wenn man mal nachfragte bekam man oft genug sowas zu hören wie: "Mein Main hat grad einen Plot", oder "Bin grad total im RP ausgelastet" oder ähnliches. Das ich mir jedesmal zig Stunden Zeit für jeden einzelnen Spieler nahm juckte niemanden. Das ich mir jedesmal wie vor den Kopf getreten vorkam interessierte auch niemanden. Solche Leute habe ich dann irgendwann gekickt, und es waren einige die in der Zeit zu uns kamen und teils recht unfreiwillig wieder von mir gegangen worden sind.


Die Gründe sind vielfältig: Die meisten wegen Inaktivität weil sie nicht genug bespasst wurden oder weil woanders mehr los war. Nur wie soll hier denn mehr los sein wenn solche "Spieler" immer von Projekt zu Projekt hüpfen anstatt sich mal für ein Projekt und einen Char den sie mal dauerhaft bespielen entscheiden?
Oder Spieler die mitten im RP "mal eben" eine Runde PVP spielen weil man sie um Hilfe gebeten hatte, und uns mitten in eienm Plot mal "kurz" dumm stehen lassen. Naja, jeder hat seine Prioritäten.
Doch es gab auch andere Gründe für diverse Rauswürfe: "Hab ERP mit mir oder ich lese deine IP aus, finde raus wo du wohnst und komme dich besuchen!" war so ein Fall wo ich nur mit Kick, Igno und Ticket reagieren konnte. Oder Leute, die dachten, die Sklaven wären nur zum vögeln da, die nur wegen ERP in unsere Gilde kamen, und dann teils selber schnell gegangen sind weil sie bei uns nicht jeden flachlegen durften wie sie wollten.
Oder Sklavenspieler die nur alle paar Wochen mal einloggten, und dann verlangten, das man sie unterhält und flachlegt.
FICKENFICKENFICKEN!!!!!! Man steckt in viele Chars zig Stunden Zeit und Arbeit, klärt mit ihnen ihre Charkonzepte ab, hat zig Stunden RP mit denen, was auch eher in Arbeit ausartet als in Spielspaß wenn man jedes Bewerbungs-RP immer und immer wieder wiederholen darf, und dann zeigen sie erst ihre wahren Gründe warum sie zu uns kamen. Wieso denken so viele, das Sklaverei nur aus Sex besteht?
Oder Sklavenchars, deren Spieler ooc anfangen zu drohen und zu beleidigen wenn sie im RP nicht das bekommen was sie wollen. Da man sich nicht erpressen lässt begannen diese dann ooc die dollsten Geschichten rumzuerzählen um das Projekt bei anderen schlecht zu machen. Selbst Androhungen ich soll wegen TIERPORNOS angezeigt werden gehen die Runde von jemandem aus diesem Forum hier, neben solchen Gerüchten, das wir Neulinge mit Dildos zu Tode "bespassen" würden und vieles mehr.
Klingt heftig, doch wenn man sieht von welchen Personen das kommt und weiß das die sowas nicht zum ersten mal machen kann man sich grinsend seinen Teil über die Gerüchte und diejenigen, die sie verbreiten denken. :face_with_rolling_eyes:


Das Niveau sank während die Spielerfluktuation wuchs, loggte ich ein kamen sofort mehrere Whisper, und oft sammelten sich direkt 2-4 Gildenchars um meine Rattataki und wollten RP haben, nebenbei gab es natürlich noch oft genug Stress im Gildenchat, Diskussionen und Gemecker worum ich mich auch noch neben dem RP und Gewhisper kümmern sollte.
Es wurde zuviel, deswegen versuchte ich Hilfe durch eine weitere Projektleitung zu bekommen. Die erste "Hilfe" bestand aber nur aus Kritik und Gemecker, Vorschläge und Arbeitsabnahme waren bei der "Hilfe" nicht inbegriffen, also trennte man sich von der "Hilfe" und suchte weiter, ohne Erfolg, nach Unterstützung.
Auch hier wurde von manchen viel gesagt und Hilfe angeboten, doch trotzdem blieb alles weiterhin an mir hängen. Selber eigenes RP mit meinem Char war nicht mehr möglich, und auch OOC stieg der Druck immer mehr, Spielspaß war nicht mehr vorhanden, nur noch das Gefühl, das ich die Pflicht habe RP zu führen, und nebenbei alles weitere regeln soll. Manche Spieler hatten es sogar drauf nur einmal die Woche einzuloggen und trotz das dauernd was im RP um den Sklavenhandel passierte jammerten sie rum, das nie was los wäre...ja, weil sie nie da waren wenn was passierte sondern lieber auf ihren zig anderen Chars rumwanderten oder in anderen Spielen.
Und dann gab es noch diejenigen, die das RP zwar bereicherten, jedoch für einen hohen Preis: Für eine Stunde RP zahlte man mit mindestens 3 Stunden OOC-Diskussionen über das RP, wodurch auch noch der letzte Rest an Spielspaß wie eine Mücke von einem dicken Telefonbuch erschlagen wird.


Mir wurde dann klar das das Projekt einen weiteren Makel hatte, irgendwie hatte sich das ganze so entwickelt das nur was passiert wenn ich als "Chefin" dafür sorge das was passiert.


Das mag alles hart klingen und riecht nach Kritik und Frust, jedoch sind es leider Fakten die besonders in den letzten 6 Monaten dazu führten, das dieses Projekt so nicht mehr funktionieren konnte.


Es gab aber auch positive Seiten, ein kleiner harter Kern und bei Events ein guter Zusammenhalt und reibungsloses Teamplay, doch reichte das zumindest für mich nicht mehr aus um die negativen Seiten wett zu machen die dieses Projekt für mich mit sich brachte.


Es war meine erste Gilde die ich geleitet habe, und habe einen Haufen Fehler gemacht, doch mein Fazit ist, das diese Community durchaus dabei ist sich selber ihr Grab zu schaufeln. Ich habe durch dieses Projekt viele Spieler kennen gelernt denen die Community am Popo vorbeigeht, die fordern, aber nicht fördern und von einem Nest ins nächste hüpfen, welche gerade am wärmsten ist, anstatt mit dafür zu sorgen das ein Nest angewärmt wird damit alle Beteiligten es schön warm haben.
Ich bin wohl nicht für eine Gildenleitung geschaffen, und den Schritt zu gehen das Projekt auf inaktiv zu setzen war schon fast Notwehr für mich, denn dadurch geht es mir persönlich besser und der Spielspaß kommt langsam zurück. Und ich habe großen Respekt vor denen, die es schaffen ihre Projekte erfolgreich am Leben zu halten. Haben sie bessere Nerven als ich? Mehr Glück mit ihren Mitspielern?
...wohl letzteres nehme ich an wenn ich mir die Liste der ganzen gescheiterten Projekte ansehe, deren Ende meistens durch das selbe wie bei mir zustande kam...Inaktivität der Member, oder weil die meisten einfach in zu vielen Projekten gleichzeitig "aktiv" sind um diese überhaupt "aktiv" bespielen zu können.


So, Frust ist raus, wer sich auf irgendeine Weise angesprochen fühlt darf es gerne ignorieren da sich hierdurch eh nichts ändern wird...außer das ich mich etwas befreiter fühle. :thumbs_up: